Jahwes böses Spiel
Psalm 82:Gott steht auf in der Versammlung der Götter, im Kreis der Götter hält er Gericht. „Wie lange noch wollt ihr ungerecht richten und die Frevler begünstigen? Verschafft Recht den Unterdrückten und Waisen, verhelft den Gebeugten und Bedürftigen zum Recht! Befreit die Geringen und Armen, entreißt sie der Hand der Frevler!“ Sie aber haben weder Einsicht noch Verstand, sie tappen dahin im Finstern. Alle Grundfesten der Erde wanken. „Wohl habe ich gesagt: Ihr seid Götter, ihr alle seid Söhne des Höchsten. Doch nun sollt ihr sterben wie Menschen, sollt stürzen wie jeder der Fürsten.“ Erhebe dich, Gott, und richte die Erde! Denn alle Völker werden dein Erbteil sein.
Der Gott Jahwe steht auf in der Götterversammlung und spricht: „Wie lange noch wollt ihr ungerecht richten und die Frevler begünstigen? Verschafft Recht den Unterdrückten und Waisen, verhelft den Gebeugten und Bedürftigen zum Recht! Befreit die Geringen und Armen, entreißt sie der Hand der Frevler!“ Ein Geraune geht durch die Reihen der Götter, da ergreift Marduk das Wort: „Du, Jahwe, hast noch nie in unserer Versammlung zuvor den Mund aufgemacht. Wer bist du, dass du so mit uns redest? Weshalb beschuldigst du deine Brüder und Schwestern so ungerechtfertigt? Du bist ein Heuchler! Wir pflegen hier andere Umgangsformen!“ Jahwe aber eifert weiter: „Ihr alle habt weder Einsicht noch Verstand! Ihr tappt im Finstern! Alle Grundfesten der Erde wanken...“
Da fällt ihm Enlil aufgebracht ins Wort: „Spiel dich nicht als moralischer Hüter auf! Das, was du hier forderst, tun wir alle seit ewig; hast du das verschlafen? Du willst entgegen dem brüderlichen Konsens unter uns Göttern die Macht an dich reißen und dafür sind dir alle Mittel recht. Glaubst du, deine Ränke sind uns verborgen geblieben? Den Hebräern hast du verboten, weitere Götter neben dir anzubeten und ihnen unverhohlen gedroht, du seist sehr eifersüchtig! Das ist weit schlimmer als die Rebellion Awilas damals. Ich fordere die Versammlung auf, Konsequenzen zu ziehen!“ Da meldet sich Ninurta: „Es ist noch schlimmer: Er hat gelegentlich schon behauptet, der einzige Gott überhaupt zu sein. Es gäbe keine anderen Götter ausser ihm!“ Die Götter sind aufgebracht und toben. Da schreit Jahwe mit Fistelstimme: „Nein, nein! Ich habe immer gesagt, ihr seid Götter, ihr alle seid Söhne des Allerhöchsten! Doch nun,“ und jetzt überschlägt sich seine Stimme. „sollt ihr sterben wie Menschen“, er kreischt wild gestikulierend, „sollt ihr stürzen wie jeder der Fürsten!“
Langsam erhebt sich An von seinem Thron. Alle blicken auf ihn und er hebt seine Rede an: „Solche Hassrede hat unter uns nichts zu suchen! Beendet augenblicklich dieses unwürdige Schauspiel!“ Die Götter empören sich: „Macht Schluss mit ihm! In die Knochenmühle mit dem Frevler!“ Da springt Enki auf: „Ihr lieben Brüder und Schwestern! Ich bin sicher, Jahwe ist einfach nur geistesgestört. Haben wir jemals eine Rede gehört in unserer Versammlung, die so irre war? Haben wir jemals eine Rede gehört, die so voll lügnerischer Anschuldigungen war, wie die von Jahwe? Er kann die Realität nicht sehen, weil er von der Wahnidee besessen ist, der einzig Gute zu sein. Und da müssen eben alle anderen nichtswürdig und böswillig sein, sonst funktioniert das nicht. Awila, den Rebellen, haben wir getötet damals. Aber wir haben aus seinem Fleisch und Blut die Menschheit geschaffen, so hat Awila doch noch etwas Gutes bewirkt. Ihr solltet Jahwe, dem kleinsten unter den Göttern, dem Verwirrten, solchen Triumph nicht gönnen. Schließt ihn aus der Versammlung der Götter aus und lasst ihn laufen. Er ist eh nur an den Hebräern interessiert. Und wen sonst interessieren diese Hebräer schon?“
Marduk steht auf und spricht: „Um des lieben Friedens willen soll es so sein. Aber du, Jahwe, musst schwören, niemals einem anderen Volk Gott sein zu wollen, als den Hebräern. Während wir alle auf der ganzen Welt verehrt werden, bist du für ewig gebunden an die Hebräer, die sich später Juden nennen werden. Und wenn du versuchen solltest, auf andere Völker überzugreifen, soll es dein Volk bitter büßen! Jetzt geh, und lass dich nie wieder bei uns blicken!“ Jahwe erschrak, Jahwe schwor und Jahwe ging – durchaus mit gemischten Gefühlen.
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